ECR – Experimental Concert Research

Untersuchungen zum Konzerterlebnis

ECR – Experimental Concert Research untersucht die Erfahrung im Konzert experimentell. Im Zentrum steht die Interaktion der Wirkungen der Musik und der Musiker mit dem Aufführungsrahmen sowie dem sozialen Miteinander auf das Erleben der Konzertbesucher.

Wie könnte das klassische Konzert der Zukunft aussehen?

Das klassische Konzert ist in der Krise – so suggerieren es zumindest seit geraumer Zeit die Besucherforschung und die Feuilletons. Als Beleg dafür wird v.a. das steigende Durchschnittsalter des Publikums angeführt und das Wegbleiben jüngerer Hörerschichten. Öffentlich finanzierte Konzerthäuser und Orchester stehen dadurch unter großem Druck. Das gemeinschaftliche Anhören einer Aufführung von Kunstmusik scheint immer weniger attraktiv zu sein. Konzertveranstalter reagieren auf dieses Krisenszenario seit einer ganzen Weile mit verschiedenen Maßnahmen: Projekte zur Musikvermittlung setzen beim Publikum an, neue Konzertformate suchen das Konzert selbst zu reformieren.

Was wir erforschen wollen

Empirische Forschung zu Konzerterfahrungen, den Auswirkungen von Musikvermittlungsprojekten und alternativen Konzertformaten gibt es bisher kaum. Es gibt keinen Konsens darüber, was ein Konzert ist und welche Mechanismen hier zum Tragen kommen, und wir wissen nicht, was alternative Konzertformate erreichen können.

Das klassische Konzert ist ein hochentwickeltes Format von Performance und Rezeption. Welche Parameter dieses hoch ritualisierten Ablaufs aber sind zentral für das Konzerterleben und die Immersion, welche sind irrelevant und welche vielleicht sogar hinderlich? Wir wollen also experimentell erforschen, welche Erlebenspotenziale das Konzert als eine spezifische Darbietungs- und Rezeptionsform für bestimmte Musik erschließt. Die Leitfrage unseres Forschungsprojekts lautet: Was macht das Konzerterlebnis in einem Konzert mit klassischer Musik heute aus?

Wie wir forschen wollen

Dazu werden wir 2022 ein Konzert im Pierre Boulez Saal und eine Serie von sieben Konzerten im radialsystem mit immer demselben Programm durchführen. Von Abend zu Abend wird dann jeweils ein Aspekt des Konzertformats verändert. Durch Befragungen, die Messung von körperlichen Reaktionen und Verhaltensbeobachtung wollen wir dann herausfinden, wie das jeweilige Publikum die Musik in diesem spezifischen Konzert erlebt hat. Im Ergebnis erhoffen wir uns konkrete Auskunft darüber, welche Änderungen im Konzertformat welche Erlebensweisen ermöglichen: Wann können wir aufmerksamer zuhören? Wann fühlen wir uns mit den anderen Konzertbesuchern verbunden? Wann ist unser Musik-Erleben besonders intensiv und beglückend? Welche Parameter der Konzertsituation verändern die ästhetische Erfahrung von Publikumsmitgliedern oder MusikerInnen?